Kim Wolfinger vs. Faust

Schüler-Essay bei Kreativwettbewerb prämiert

Im Dezember 2018 hatte das Theater Pforzheim einen Kreativwettbewerb zum Thema „Faust 2019“ ausgerufen. Menschen aus Pforzheim und der Region waren eingeladen, sich kreativ-künstlerisch mit dem Fauststoff und möglichen Aktualisierungen in der Gegenwart auseinanderzusetzen. Mehr als 100 Einsendungen durfte die Jury des Theaters Pforzheim bearbeiten. Die Bandbreite der künstlerischen Arbeiten war dabei sehr breit gefächert – von Gedichten über Skulpturen und Gemälden bis hin zu Videoproduktionen.


Am Sonntag, 24.03.2019, fand im Rahmen einer feierlichen Vernissage die Eröffnung der Ausstellung der prämierten Kunstwerke statt. Der ESG-Schülerin Kim Wolfinger kam dabei die besondere Ehre zuteil ihren Wettbewerbsbeitrag im Foyer des Theaters vorzutragen. Die Abiturientin hatte einen Essay zu dem Thema „Influencer oder Psycho? Faust und die Gesellschaft“ eingereicht. In diesem Text arbeitet sie sich an der literarischen Figur des Faust ab und unterzieht ihn einer scharfen Kritik. Kim Wolfinger stellt die Frage, wie dieser für sie machohaften Figur durch die Jahrhunderte immer wieder eine solche Hochschätzung zuteilwerden konnte. Sie argumentiert pointiert und aus feministischer Perspektive dagegen, dass das Einzige, was Faust der Gesellschaft hinterlassen habe, eine Spur der Verwüstung sei.
Die geladenen Gäste sowie die Besucher der anschließenden Faust-Inszenierung reagierten auf Kims Text sehr begeistert und bedachten sie mit viel Applaus. Wessen Interesse an diesem Essay nun geweckt ist, hat die Möglichkeit den Text hier auf der Homepage im angehängten PDF-Dokument zu lesen.


Ansonsten können die weiteren ausgewählten Wettbewerbsbeiträge in den nächsten Wochen noch im Foyer des Theaters Pforzheim bewundert werden. Anschließend zieht die Ausstellung ins Faust-Museum nach Knittlingen weiter.

Hier gibt's den Essay als pdf

Sally Perel am Edith-Stein-Gymnasium Bretten

"Ich wünsche mir, neue Zeitzeugen geschaffen zu haben". Mit diesen Worten, gerichtet an Schülerinnen und Schüler der Kursstufe am Edith-Stein-Gymnasium, an Lehrer, an Eltern, kurzum an alle Zuhörer, beendet Sally Perel seinen Zeitzeugenvortrag. Perel, der erst einen Tag zuvor aus seiner Heimat Tel Aviv nach Deutschland geflogen war und seine mehrwöchige Gesprächstour an deutschen Schulen hier in Bretten begonnen hat, ist wohl der Letzte seiner Art. Vermutlich sogar der Einzige, denn obwohl sein Glaube derselbe ist wie der von Millionen im „Dritten Reich“ auf grausame Art ermordeten jüdischen Glaubensgeschwistern, so ist sein Schicksal doch ein anderes:
 
„Ich habe versteckt unter der Haut des Feindes gelebt", sagt der heute 94-jährige. Als die Nazis 1933 an die Macht kamen, ist er acht Jahre alt. Nach der Verabschiedung der Nürnberger Rassegesetze fliegt er von der Grundschule in seinem Geburtsort Peine. „Warum?“, will der Junge wissen. „Weil du Jude bist“, antwortet der Direktor.
 
Er zieht mit seiner Familie nach Polen, doch als deutsche Truppen am 1. September 1939 das Land überfallen, werden alle Juden in Ghettos zwangsumgesiedelt. Für Perels Familie geht es nach Lodz. Hier ereignet sich ein entscheidender Wendepunkt in seinem Leben:
Die Eltern beschließen, dass Salomon, genannt Sally, und sein Bruder bessere Chancen haben, wenn sie als Soldaten dienen. Die letzten Worte, die sie ihm mit auf den Weg geben, verändern ihn. Der Vater sagt, Sally solle immer an Gott glauben, denn dann werde Gott ihn beschützen. „Gott war nicht in Auschwitz“, stellt der Sohn heute fest. „Geh! Geh! Du sollst leben!!", sind hingegen die Abschiedsworte seiner Mutter.
 
Zusammen mit anderen polnischen Kindern fliehen die Geschwister nach Minsk. Dort werden sie von Deutschen aufgegriffen. Sally umreißt sofort den Ernst der Lage: Leute, die laut ihrem Ausweis jüdisch sind, werden in einen nahegelegenen Wald geführt. Man hört Schüsse fallen. In einem unbemerkten Moment gelingt es Sally, seine Papiere mit dem Fuß im weichen Lehm zu seinen Füßen zu verscharren.
„Wie heißt du?“, fragt ihn ein Wehrmachtssoldat. „Jetzt konnte ich natürlich nicht Salomon sagen, das war ein jüdischer Name und mein Leben hätte schnell im Wald mit einem Kopfschuss ein Ende gefunden", erzählt Sally. „Josef“, antwortet der junge Perel.
Dabei klingt er so überzeugend, dass die deutschen Soldaten darauf verzichten, nachzusehen, ob er beschnitten ist. Die Beschneidung, das eindeutige jüdische Merkmal, die Beschneidung, das eindeutige Todesurteil während der NS-Zeit.
 
So beginnt für "Josef" ein Doppelleben. Eingekleidet in eine Hitlerjugenduniform landet der fast 16-Jährige in Braunschweig, Dort lernt er an der Schule Rassenkunde und die Nazi-Ideologie, die „wie Gift in die Gehirne der Kinder eingeimpft" wurde. Sie war logisch und klang wissenschaftlich - und so begann auch "Josef" daran zu glauben.
„Zwei Seelen wohnten damals in meiner Brust", erklärt Sally, „die eine tödlich für die andere und umgekehrt.“
Heute spricht er von einem zynischen Missbrauch der echten Vaterlandsliebe eines Jugendlichen, wenn er von der Schulzeit erzählt. Der spätere Scharführer "Josef" dient an der Front, es gelingt ihm weiterhin, seine Identität zu verschleiern. Bis ihn eines Tages der homosexuelle Sanitätsunteroffizier, der ein Auge auf ihn geworfen hat, beim heimlichen Baden überrascht. „Jupp, du bist ja ein Jud! Jupp, glaube mir, es gibt auch ein anderes Deutschland", sagt er dann noch. Er ist der einzige, dem Sally von seiner wahren Identität erzählt. Weil auch dem Unteroffizier als Homosexueller im Rahmen des Euthanasieprogramms der Tod droht, bewahren beide gegenseitig ihr Geheimnis.
Das Schlimmste für ihn war jedoch, vertraut er uns an, dass Nazis keine Monster waren. „Ich erlebte sie als normale Menschen mit Familie und allem - das war ja gerade so furchtbar. Wo blieb die christliche Erziehung?", fragt der Zeitzeuge. Was war aus der christlichen Nächstenliebe geworden?
 
Nachdem der Zweite Weltkrieg 1945 durch den Sieg der Alliierten und der Sowjets endet, zieht es Sally nach Israel, sein Vaterland. Doch Deutschland sieht er weiterhin als "Mutterland", das er jährlich bereist, um Schülern von der Wahrheit zu erzählen.
Zeitzeugen seien schließlich die besten Geschichtslehrer, soll auch schon der Regisseur Steven Spielberg („Schindlers Liste“) gesagt haben. Angesichts der Tatsache, dass 40% der deutschen Jugendlichen bis 25 nicht wissen, was der Holocaust ist, ist seine Arbeit auch unbedingt notwendig. „Das sind Dummköpfe", meint er ernst über diesen Teil der Jugendlichen. „Aber diejenigen, die ihn leugnen - das sind Verbrecher!"
 
Und deshalb hat er sich geschworen: „Solange mich meine Füße tragen, will ich von der Wahrheit berichten.“

von Yannik Zausig

Druckerpatronensammlung endet!

In 20 Jahren 14666,14 € ersammelt

Nach 20 sehr erfolgreichen Jahren ist nun leider Schluss: Am 31. März 2019 beenden wir unsere Sammlung von Druckerpatronen und Tonermodulen. „Seit 1998 waren zwischen 500 € und 1000 € pro Jahr zusammen gekommen, die wir für schulische Projekte einsetzen konnten.“, erklärt Anke Richert, die die Sammelaktion gemeinsam mit Susanne Kunzmann betreut hat. So wurden unter anderem die Anschaffung der Bänke in den Fluren, die Tischtennisplatte, verschiedene Medien wie Kameras, Bücher und Zeitschriften-Abos oder Software und der Kauf der Sanitäts-Piepser finanziell unterstützt. „In den letzten beiden Jahren hat unser Partner, Pelikan Hardcopy, die Erstattungen leider deutlich gesenkt. Zudem sollten wir zuletzt für die Entsorgung der Patronen oder Module zahlen, die nicht recycelt werden. Da blieb am Ende nicht mehr viel übrig, so dass wir uns dazu entschlossen haben, das Projekt einzustellen“, bedauern Anke Richert und Susanne Kunzmann das Ende der Aktion.

Dass der Umwelt-Gedanke am ESG trotzdem lebendig ist, zeigt das große Engagement der Umwelt-AG, die unter Leitung von Petra Wigand z. B. regelmäßig umweltgerechte Schreibutensilien wie wiederauffüllbare Füller und Tinte und Holzstifte als Textmarker in den Pausen verkauft.

Wir danken allen Beteiligten, die in den vergangenen 20 Jahren die Sammelaktion am Edith-Stein Gymnasium unterstützt haben; insbesondere unserem Hausmeister Alfred Kanz, der die Organisation der Sammlung in den letzten Jahren übernommen hat. DANKE!

10er-Austausch auf Instagram verfolgen

Liebe Mitschüler, Eltern und Lehrer,

für unseren Rumänienaustausch haben wir unter 10c.bretten.brasov einen Instagram-Account eingerichtet. Schaut doch einfach mal dort vorbei in den nächsten Tagen - es wird garantiert einiges zu berichten geben!

Viele Grüße,

Eure Schülerinnen und Schüler der Klasse 10c

 

"Empfänger unbekannt"

Szenische Lesung für die 10. Klassen und die Kursstufe

Am 25.1.19 fand am ESG im Rahmen des Geschichtsunterricht eine ganz besondere Veranstaltung statt: Torsten Zander, Lehrer am ESG,und Frank Ebeling, Professor für Mathematik an der Dualen Hochschule Mannheim, lasen den 1938 erschienenen Briefroman "Empfänger unbekannt" von Kressman Taylor. "Ich habe nie auf weniger Seiten ein größeres Drama gelesen", schrieb Elke Heidenreich im Vorwort zur Buchausgabe.

Max Eisenstein und Martin Schulze, einst in die USA emigriert, kommen durch Kunsthandel zu Wohlstand. Schulze entscheidet sich, in die deutsche Heimat zurückzukehren und die beiden halten brieflich Kontakt. Doch in Deutschland zieht der Nationalsozialismus herauf, der den weiterhin in den USA lebenden Max Eisenstein völlig neue Seiten an seinem Freund Martin erkennen lässt. Durch dramatische Ereignisse wird die Freundschaft zerrüttet. Am Ende fragen sich die Zuhörerinnen und Zuhörer, wer hier welche Schuld auf sich geladen hat, eine klare Feststellung, wer hier Opfer und wer Täter ist, erweist sich als schwierig.
Mit großer Intensität lasen Torsten Zander als Max Eisenstein und Frank Ebeling als Martin Schulze die Briefe. Eindrücklich ratterte die Schreibmaschine, als Max wie am Fließband scheinbar verschlüsselte Botschaften nach Deutschland schickt, die den einstigen Freund Martin, der ihn so bitter enttäuschte, nicht nur in Bedrängnis bringen, sondern in allergrößte Gefahr. Aus den feinsinnigen Kunstkennern werden durch die politischen Ereignisse Getriebene, die den unmenschlichen Geschehnissen weder standhalten noch etwas entgegensetzen können.
 
Doch nicht nur die Frage nach Schuld und Verstrickung beschäftigt die Zuhörerinnen und Zuhörer. Das Stück stammt aus dem Jahr 1938 und wurde in den USA geschrieben. Auch die Frage nach dem, was aus der großen Distanz wahrgenommen und gedeutet werden kann, stellt sich.
 
Gebannt hörten die Schülerinnen und Schüler zu. Torsten Zander und Frank Ebeling war es auf eindringliche Weise gelungen, das Publikum eine Stunde lang in einen Briefwechsel mithineinzunehmen, der nachhaltig beeindruckt und zum Nachdenken anregt.