Juli 2024
Südafrika zu Gast im Klassenzimmer der 10a
Die UNESCO Leitgedanken interkulturelles Lernen und Schüler:innen zu mündigen Weltbürgern zu erziehen werden am ESG großgeschrieben. Dies beobachtete auch die seit fünf Monaten an der Schule arbeitende Referendarin Ophelia Klumpp und verknüpfte in der Englischstunde am fünften Juli das Klassenzimmer der 10a mit dem Parteibüro ihrer Bekannten, Magdalene Giannakopoulos, in Kapstadt, Südafrika, per Videokonferenz.
Als Abschlussstunde einer kleinen Unterrichtseinheit, in welcher sich die Schüler:innen mit der durchwachsenen, durch Kolonialismus und Apartheid geprägten Geschichte des multiethnischen Staates Südafrika beschäftigt haben, wurde die Expertin eingeladen, den Schüler:innen einen authentischen Einblick in die politischen Geschehen des Landes nach den Wahlen am 29. Mai 2024 und die Entwicklung des Gemeinschaftsgedankens in der Bevölkerung seit Nelson Mandelas Bemühungen zu geben. Dass sich seit Nelson Mandela und der Geburt der „Rainbow Nation“ nicht alles weiter zum positiven entwickelt hat, stellte eine Schülerin in ihrer der Präsentation vorgeschalteten GFS ausführlich anhand des Kontexts der Fußball-Weltmeisterschaft im Jahre 2010 dar, an welche die Politikerin mühelos anknüpfen konnte. Im Anschluss beantwortete Magdalene Giannakopoulos gekonnt alle Fragen der Klasse und schmückte die im Unterricht erarbeiteten landeskundlichen Fakten mit Erfahrungen und persönlichen Anekdoten aus. „Südafrika befindet sich an einem Scheideweg, die erste Koalition Südafrikas, genannt Government of National Unity, hat die Chance, die vielen Probleme und Missstände im Land anzupacken und die Bevölkerung wieder zu vereinen. Die Democratic Alliance setzt sich als koalierende Partei dafür ein, dass die Menschen in Südafrika als Nation zusammenwachsen und sich zukünftig nicht nur in 90 Minuten Ballsport mit offenen Armen unterstützend begegnen,“ so die Expertin.
Die Schüler:innen der 10a empfanden die Videokonferenz bereichernd und waren dankbar für den Kontakt mit einer Einheimischen, welche die Inhalte greifbarer darstellt als es die im Unterricht eingesetzten Texte oder Videos je könnten.
Magdalene Giannakopoulos und Ophelia Klumpp lernten sich 2018 im Rahmen eines Seminars mit dem Titel „Globalisation and Sustainability“ bei einem Kooperationsseminar der Universität Stuttgart mit der Stellenbosch University und dem St. Xavier‘s College Mumbai, im Rahmen einer Projektwoche zum Thema nachhaltige Bildung in Mumbai kennen und blieben seitdem in Kontakt. Dieses positive Beispiel gelebter Globalisierung und Vernetzung wird den Schüler:innen hoffentlich als Inspiration dienen, offen auf andere Weltbürger zuzugehen und Beziehungen zu knüpfen.
Abiball 2024: Lernen als lebenslange Aufgabe
Lernen als lebenslange Aufgabe
Mit einem Zitat des US-amerikanischen Erfinders Henry Ford (1863-1947), der seinerzeit die Fließbandproduktion revolutionierte, hatte Schulleiter Daniel Krüger seiner diesjährigen Rede zum Abiball des Edith-Stein-Gymnasiums am 5.7. im "Grüner" eine besondere Richtung gegeben:
"Jeder, der aufhört zu lernen, ist alt, egal ob das mit zwanzig oder mit achtzig ist. Wer lernt, bleibt jung."
Auch andere kluge Menschen haben schon die Wichtigkeit des Lernens betont, und doch ist es keine Binsenweisheit, dass das Lernen - in welcher Form auch immer - den Menschen jung hält und seine Entwicklungsfähigkeit stärkt. Daniel Krüger hatte dies in den Zusammenhang mit den gegenwärtigen Krisen wie dem menschengemachten Klimawandel und den Konflikten in der Welt gestellt, denn auch die junge Generation sei gefordert, Lösungen zu finden und durch Innovationen die Geschicke der Welt zu lenken. Dem Schulleiter ging es aber nicht darum, der jungen Generation etwas aufzubürden, sondern den jungen Menschen Mut zuzusprechen, die erworbenen Fähigkeiten zu nutzen, sich weiterzuentwickeln und eben weiter zu lernen.
Nach der Zeugnisübergabe, bei der die 80 Abiturientinnen und Abiturienten jeweils zu zweit auf die Bühne gerufen wurden, hatte die Scheffelpreisträgerin Lilian Treffinger das Wort. Sie hat den besten Abituraufsatz im Fach Deutsch geschrieben und bekommt den nach dem Karlsruher Schriftsteller Joseph Victor von Scheffel (1826-1886) benannten Preis. In ihrer Rede hat auch sie das Lernen als wichtige Tätigkeit herausgestellt, und zwar im Zusammenhang mit dem Abiturthema. Das Drama "Woyzeck" von Georg Büchner (1813-1837) war eine der Pflichtlektüren und darin geht es um den determinierten Menschen, der aufgrund äußerer Umstände in seiner Situation verharrt. Das lebenslange Lernen wirke dem entgegen, so die Preisträgerin, das Lernen befreie den Menschen.
Umrahmt wurde das Programm von Musikerinnen und Musikern der Jahrgangsstufe. Nils Lindörfer hatte "Music was my first love" von John Miles aus dem Jahre 1976 neu arrangiert, "Boulevard of broken dreams" von der amerikanischen Rockgruppe Green Day rundete den offiziellen Teil der Feier ab.
Die Abiturientinnen Clara Meier (Jahrgangsbeste), Lilian Treffinger, Eva Hiller, Alice Treffinger, Särire Jusra Amini und Vaiana von Berchem konnten sich über einen Durchschnitt von 1,0 freuen.
Weitere Ergebnisse:
Felix Wagenknecht, Marleen Vrljicak, Bora Stadie (1,1), Sidney Huber, Katharina Klink (1,2), Hannah Kastner, Magnus Bendl, Amelie Schwab (1,3), Yannik Tobian, Alexandra Hase, Ava Elskamp (1,4).
Vorgeschlagen für die Studienstiftung des Deutschen Volkes werden Clara Meier, Lilian Treffinger und Eva Hiller.
Die Preisträgerinnen und Preisträger:
Scheffelpreis: Lilian Treffinger
Preis der Stiftung Humanismus heute für Latein: Särire Amini, Alexandra Hase, Franziska Heider, Eva Hiller, Clara Hipp, Katharina Klink
Mitgliedschaft Deutsche Physikalische Gesellschaft: Magnus Bendl, Eva Hiller (Buchpreis und Mitgliedschaft), Greta Neurohr, Yannik Tobian, Felix Wagenknecht (Buchpreis und Mitgliedschaft)
Preis der Gesellschaft Deutscher Chemiker: Särire Amini, Felix Wagenknecht (Buchpreis)
Buchpreis der Deutschen Mathematischen Gesellschaft: Felix Wagenknecht
Urkunde der Gesellschaft Deutscher Chemiker: Vaiana von Berchem
Ferry-Porsche-Preis (Mathematik und Physik): Eva Hiller
Norbert-Keller-Preis (Biologie): Eva Hiller
Schulpreis Ökonomie Südwestmetall (Wirtschaft): Clara Meier
Buchpreis des Vereins für Socialpolitik (Wirtschaft): Sidney Huber
Herrmann-Maas-Preis (evang. Religion): Lilian Treffinger
Fachpreis Ethik: Särire Amini
Fachpreis Katholische Religion: Katharina Klink
Schnabel-Preis (Geschichte): Lilian Treffinger
Maul-Medaille (Sport): Emilia Heer, Elias Konrad
Vorgeschlagen für den Schülermelanchthonpreis: Särire Amini
Vorgeschlagen für ein Stipendium des Cursanuswerkes: Katharina Klink
Sparkassenpreis für besonderes soziales Engagement: Nils Lindörfer
Fachpreis Englisch: Artem Meißner
Fachpreis Französisch: Veronica Narbone
Fachpreis Spanisch: Alice Treffinger
Otto-Dix-Preis (Bildende Kunst): Vaiana von Berchem
DDR-Zeitzeuge Norbert Sachse am ESG
Am Freitag, den 17. Mai bot sich dem Abschlussjahrgang des ESG eine einmalige Möglichkeit. DDR-Zeitzeuge Norbert Sachse kam an die Schule, um der Jahrgangsstufe 2 von seinen Erfahrungen in der DDR, seiner Stasi-Haft und dem späteren Leben zu berichten.
Dankbar für diese Möglichkeit, versammelten sich die Schülerinnen und Schüler und auch einige interessierte Lehrer:innen zahlreich in der Aula, um zuzuhören.
Bereits die anfänglichen Schilderungen waren sehr eindrücklich. Sachse las das erste Kapitel seines Buches „Die Akte S: Fünf Jahre in den Mühlen des MfS“ (E-Book: „Der Staatsverbrecher“) vor. In diesem beschreibt er anschaulich seinen ersten Tag im Jugendzuchthaus der Festung Torgau am 13. August 1971. Mit einer bemerkenswerten Gelassenheit gibt der Zeitzeuge seine Gedanken und Erfahrungen zwischen Schikanen und Schlagfertigkeit bildhaft wieder, sodass die Realität wirklich greifbar werden kann, die für uns heute schon so weit entfernt scheint.
Sachse berichtet detailreich, wie er bereits als Jugendlicher entgegen der Meinung seiner Eltern ein Bewusstsein für Gerechtigkeit und Widerstand entwickeln konnte und zeigt hierbei auch parallelen zu heutigen Konflikten auf, die zum Nachdenken anregen.
Besonders schön war es daraufhin, dass dem DDR-Zeitzeugen eigene Fragen gestellt werden durften. Sofort zu Beginn machte er klar, dass es hierbei für die Schüler:innen keine Tabus gebe. Mit viel Geduld und Humor beantworte Sachse Fragen über seine Vergangenheit und auch Gegenwart. Wie prägen solche Erfahrungen eine Wahrnehmung heutiger politischer Systeme und wie verarbeitet man sie? Auch in Bezug auf seine DDR-Vergangenheit hatte Sachse zu jeder Frage die passenden Anekdoten, mit denen es uns möglich wurde, das theoretische Wissen aus dem Geschichtsunterricht tatsächlich angewandt nachzuvollziehen.
Insgesamt war das Zusammentreffen für die Jahrgangsstufe, aber auch für die Lehrer:innen, eine wertvolle Erfahrung, für die wir uns zunächst in aller Form bei Norbert Sachse bedanken, der es schaffte mit seiner offenen Art vergangene Erfahrungen lebendig zu machen. Ein herzlicher Dank richtet sich aber auch an Frau Bastian, die dieses Aufeinandertreffen ermöglicht hat, um das Bewusstsein der Abiturient:innen für die Geschichte zu schärfen.
Wir freuen uns schon auf weitere informative Berichte und inspirierende Gäste dieser Art!
Särire Amini und Lilian Treffinger
Ein zweiter Besuch von Herr Sachses bei der Klassenstufe 9 fand am 11.07.2024 statt.