„Wir sind mehr!“ – Abiturienten begeistern mit buntem Abend
Am Vormittag des 16.05.2019 prangten am Eingang der Aula des Edith-Stein-Gymnasiums in großen Lettern auf einmal die Worte: „Wir sind mehr“. Zeitgleich tummelten sich im Schulhaus viele Abiturienten in übergroßen, weißen T-Shirts und schwarz-weißen Flyern in der Hand und luden zum bunten Abend „Wir sind mehr“ ein. Viele Besucher fanden sich daraufhin um 19 Uhr mit fragenden Gesichtern darüber ein, was sie in den nächsten Stunden erwarten sollte.
Der Abend begann mit leiser Klaviermusik in einer fast komplett dunkel gehaltenen Aula (professionell gestaltet von der Technik unter Leitung von Silas Häffner und Patrick Braje). Nachdem sich Franziska Freitag durch einen lauten „Ich bin mehr“-Schrei von einer Schar von weißen Maskenträgern, die ihr die Zahlen des Punktesystems der gymnasialen Oberstufe ins Gesicht schrien, befreit hatte, war allen Besuchern klar, dass es an diesem Abend um mehr gehen würde als nur eine heitere Talent-Show. Leslie Kritzer, die unbekümmert und mit viel natürlichem Charme durch den Abend führte, kündigte dann Celina Kley als ersten Programmpunkt an. Diese machte sich in ihrem zum Teil gereimten Poetry-Slam-Text „Einfach weg“ Gedanken über die Zukunft. Sehr nachdenklich und überaus wortgewandt plädierte sie für Mut zum Risiko und machte sich für das Ankommen im Moment trotz aller Bedenken und Ängste stark. Großen Mut bewies im Anschluss auch Meja Böckle, die Adeles Hit „Rolling in the deep“ nur mit der Kraft ihrer Stimme a capella in eindrucksvoller Art und Weise auf die Bühne brachte. Nach diesem sehr stimmungsvollen Auftakt konnte das Publikum das Gehörte während Nathalie Mössners melancholischem Klaviervortrag kurz Revue passieren lassen. Anschließend sorgte Erik Petsch durch seine kabarettistisch-bissigen und überaus humorvollen Gedanken zur künstlichen Intelligenz und Digitalisierung für laute Lacher in der prall gefüllten Aula. Franziska Freitag und Rona Beka bewiesen im letzten Beitrag vor der Pause, dass man nicht nur durch Worte „mehr“ ausdrücken kann, indem sie gemeinsam eine sehr dynamische Tanzdarbietung präsentierten.
In der Pause erwartete die Besucher dann die nächste Überraschung, auch hier gab es „mehr“. Die Abiturienten hatten im Foyer vor der Aula nämlich eine kleine Vernissage mit verschiedenen Kunstwerken der Stufe aufgebaut. Dazu wurden Schnittchen und kühle Getränke gereicht. Jan Müller holte die Zuschauer mit einem krachenden Rückwärtssalto dann in die Aula zum zweiten Teil des Abends zurück. Dieser wurde von Sascha Trautz mit zwei gefühlvollen Gitarren-Stücken eröffnet. Kim Wolfinger griff daraufhin das Motto des Abends in ihrem sehr ausdrucksstarken und persönlichen Text „Ich bin mehr“ auf. Sie problematisierte darin das Streben nach immer „mehr“ und verwies kunstfertig darauf, dass wir alle am Ende mehr als genug sind. Im Anschluss daran verwandelte sich die Aula in eine zirkusartige Kleinkunstbühne. Zunächst zeigte Lars Clauß eine spektakuläre Jongliernummer, in der er zeitweise vier Bälle und hinter dem Rücken jonglierte. Danach präsentierte die Tanz-AG unter der Leitung von Natalie Mössner einen farbenfrohen Tanz, bevor die Abiturienten den beschwingt-rhythmischen „Cup Song“ zum Besten gaben. Den Abend rundete schließlich Rona Beka mit ihrer Rede zum Thema „Bunt“ ab, in der sie sich appellativ-emotional für eine Gesellschaft der Vielfalt einsetzte und das Publikum mit einprägsamen, sprachlichen Bildern beeindruckte.
Nachdem das Publikum zu Beginn noch mit fragenden Blicken das Edith-Stein-Gymnasium betreten hatte, wusste nun jeder, was die Abiturienten mit dem Motto „Wir sind mehr“ meinen. Die Jahrgangsstufe 2 hatte dabei ein Potpourri an Emotionen transportiert: Von nachdenklich über komisch-ironisch, von melancholisch bis heiter-gelöst. Die Schüler zeigten dies auf solch imponierende Art und Weise, dass es das Publikum in der vollen Aula nicht mehr auf den Stühlen hielt und die Künstler mit Standing Ovations und begeisterndem Applaus bedachte.
Die Schüler erzählten an diesem Abend in mannigfaltigen Texten, Liedern, Tänzen und Kleinkunst von sich, ihren Ängsten und Hoffnungen, ihren Talenten und Träumen, ihren Sorgen und ihrem Mut. Nicht zuletzt regten sie alle Zuschauer zum Nachdenken darüber an, was den Menschen im Kern ausmacht und was „mehr“ in Zeiten von G8 und Bildung 2.0 eigentlich bedeutet. Vor allem erzählten sie aber Geschichten, die allen Besuchern Mut machten, in Schülern, Eltern und Lehrkräften „mehr“ zu sehen als das, was man auf den ersten Blick zu erkennen meint. Und so ist dieser bunte Abend eine Erfahrung, von der möglichst viele wiederum erzählen sollten. Zeigt sie doch – und dies gerade in Zeiten, in denen man mit Büchern über die verblödete Schule oder ein verdummtes Deutschland wieder viel Geld verdienen kann – welch unglaubliche Kraft, Kreativität und Kunst Schüler, oder besser gesagt junge Menschen, entwickeln können. Eines war in jedem Fall nach diesem Abend allen klar: Wir sind mehr.
P.S. Wer an diesem Abend nicht dabei sein konnte und trotzdem an den Gedanken der Schüler teilhaben möchte, dem sei der extra für diesen Abend von Sven Erkert produzierte Trailer wärmstens empfohlen: