Kunst ist nur was für Experten – meint House Opposition der Debating AG

Wussten Sie, dass es eine markenrechtlich geschützte Farbe gibt, die „Reichstag Blue“ heißt und vermutlich nur im deutschen Bundestag verwendet wird? Oder dass Yves Klein einen Blauton erfunden hat?

Ich auch nicht – bis zu diesem Freitag! Denn an diesem Freitag fanden die ersten beiden Runden der deutschen Debating-Liga statt. Zu Beginn steht bei jeder Debating-Runde immer eine „Motion“, ein Thema. Und dann liefern sich zwei Teams von je drei Schülern und Schülerinnen auf Englisch ein hitziges Wortgefecht, um die anwesende Jury davon zu überzeugen, dass sie und nur sie die besseren und wohlklingenderen Argumente für dieses Thema haben.

Die hochmotivierten Sprachakrobaten im Alter von 15 bis 18 zeigen dabei wortgewandte Phrasen und recherchiertes Fachwissen. Oder manchmal sagen sie auch einfach nur entnervt „ridiculous“, wenn der Gegner behauptet, nur Experten könnten entscheiden, was wahre Kunst sei!

Denn das ist in Runde 2 so ein bisschen das Thema, dem sich auch die ESGler stellen müssen. (Wer es ganz genau wissen will: „This house believes that prestigious arts awards (e.g. the Oscars) should always be decided by the public“) Emsig und fleißig haben die Mitglieder der AG Samstage in der Schule verbracht, Brezeln gegessen und Freizeit geopfert um Fakten zu sammeln und Argumente zu polieren.

Kann die breite Masse denn wirklich wertschätzen, was Yves Klein mit seiner Erschaffung des Blautons „International Klein Blue“ geleistet hat? Auch, dass „Parasite“ ein großartiger Film ist, darüber sollte doch lieber eine Jury von Experten entscheiden und nicht die Masse ungebildeter Bürger – so heißt es von Seiten der ESGler während der Diskussion. Und schon springt die Gegenseite hitzig auf und bringt zur Sprache, dass Kunst ja gerade deshalb großartige Kunst ist, weil sie alle anspricht und nicht nur die Eliten.

Am Ende der sowohl emotional als auch rational geführten Debatte entscheidet ironischerweise eine Jury aus Lehrern und Lehrerinnen, welche Seite gewonnen hat: In diesem Fall trägt das ESG knapp in Runde 2 den Sieg davon!

Die Freude ist groß. Die Erschöpfung aber auch. Als das Event am Freitagabend in Vaihingen an der Enz zu Ende geht, haben sich alle erst mal eine Erholung verdient, zuversichtlich, dass die nächsten Runden im Januar ähnlich erfolgreich werden.

Und ob sie mit der Meinung, die sie hier vertreten mussten, wirklich Recht haben, weiß ich nicht – aber ich weiß jetzt zumindest, dass es zur Farbe Blau viel zu sagen gibt!

 

Andreas Wolff

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