Besuch bei der Oberderdinger Tafel
Beim Spendenaufruf der UNESCO Sprecher*innen für den Tafelladen Oberderdingen kam einiges an Sachspenden zusammen und die Fünftklässlerinnen Ella und Ava, die sich bereit erklärt hatten, die Spenden mit Frau Reiß zum Tafelladen zu bringen, mussten ganz schön schleppen, bis alle Kisten im Auto verladen waren.
In Oberderdingen angekommen wurden wir sehr herzlich empfangen und durften nicht nur die Waren abgeben, sondern uns umschauen und uns mit Ellen und Jürgen Leitenberger (1. Vorsitz und Schriftführerin des Vereins Kraichgau Hilfe ev.) unterhalten.
Der Tafelladen Oberderdingen versorgt aktuell etwa 60 berechtigte Familien mit Lebensmitteln und Artikeln des täglichen Bedarfs. Für einen kleinen Unkostenbeitrag bekommen diese Familien eine Auswahl an Reis, Nudeln, Konserven, Mehl und anderer Dinge, die sie zum Leben benötigen. Der Ansturm ist immer groß. Bei allen Artikeln handelt es sich um Spenden von lokalen Geschäften und Privatpersonen und alle Helfer*innen sind ehrenamtlich tätig.
Stolz erzählt uns Herr Leitenberger, dass er selbst mit seiner Frau schon seit 2006 im Oberderdinger Tafelladen tätig ist. Da die Familie selbst die Situation kennt, auf Hilfe angewiesen zu sein, ist dieser Einsatz für die beiden selbstverständlich. Dass sie ihre Arbeit aus Leidenschaft tun, sieht man den Beiden an.
Die Arbeit im Tafelladen beschränkt sich nicht nur auf das Abholen und Verteilen von Sachspenden, denn neben allerlei Verwaltungstätigkeiten betont Herr Leitenberger, dass die Arbeit vor Ort immer auch etwas psychologische, menschliche Unterstützung beinhaltet. Nicht selten werden in der Tafel gute Tipps für den Besuch auf dem Amt ausgetauscht, Ratschläge erteilt oder Menschen aufgemuntert, die mit ihrer aktuellen Situation zu kämpfen haben. Langweilig wird es also nie und zu tun ist immer etwas. Angepasst auf die aktuellen Bedürfnisse werden mit den einfließenden zweckgebundenen Geldspenden aktuell benötigte Dinge angeschafft. Gerade kürzlich waren dies Schokoladen- Adventskalender für die kleinsten Tafelbesucher. Mit leuchtenden Augen erzählt Herr Leitenberger von dieser Aktion und unsere Fünftklässlerinnen hören beeindruckt zu.
Unterstützung von offizieller Seite gibt es wenig, die Tafel ist ein gemeinnütziger Verein und kommt selbst über Spenden und die geringfügigen Einnahmen für Miete Strom und Unterhalt des Autos auf. Deshalb und weil die aktuelle Lage dafür sorgt, dass weniger gespendet wird, sind Tafelläden auf Aktionen wie unsere dringend angewiesen und unglaublich dankbar dafür. Auf die Frage, was ihm Sorgen bereitet, antwortet Jürgen Leitenberger: “Dass es immer mehr bedürftige Familien werden und wir inzwischen leider einen Aufnahmestopp haben und Menschen abweisen müssen“. Was genau dies für diese Menschen bedeutet, können sich unsere kleinen Reporterinnen gar nicht vorstellen.
Auf die letzte Frage, was sich die Betreiber der Tafel für die Zukunft wünschen antworten Elke und Jürgen Leitenberger ohne zu zögern, dass sie sich wünschen, dass Tafelläden bald nicht mehr benötigt werden, und alle Menschen genug zum Leben haben.
Bis es soweit ist, ist für uns alle klar: „Hier wollen wir weiter unterstützen!“.
Interview von Ella und Ava (Klasse 5d)
Artikel: Katrin Reiß
Fotos: Katrin und Martin Reiß
Danke an Ellen und Jürgen Leitner.